Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

Montag, 7. Juni 2010

6. Juni 2010 - Gewitter mit Starkniederschlag

Spät aber doch, noch ein kurzer Rückblick zu den Gewittern von gestern: Auffällig ist auf jeden Fall der rasche Ablauf der Entwicklung vom Donnerstag (3. Juni) bis gestern Sonntag (6. Juni). Am Donnerstag noch Tiefdruckeinfluss, am Freitag Hochaufbau, am Samstag strahlend schöner Hochdrucktag und am Sonntag Hochabbau mit kräftigen Gewittern. Dementsprechend stiegen auch die Höchsttemperaturen rasch von 14-15°C auf schwülwarme 28°C, in Chur gab’s am Sonntag mit leichtem Föhneinfluss sogar 31°C.

Wo es schwülwarm ist, sind meist auch die Gewitter nicht weit. Die hohe Luftfeuchte („gute Luftmasse“) war dann wohl auch der ausschlaggebende Faktor für die heftigen Niederschläge, denn die Dynamik in der oberen Atmosphäre war nicht wahnsinnig ausgeprägt.

Auf jeden Fall hat’s gebietsweise gewaltig geschüttet, dies vor allem den Voralpen entlang. Teilweise gab es auch Schäden (Überflutungen, Hangrutsche, gefüllte Keller). Hier die Radarsumme:

24-stündige Niederschlagsummen anhand der Radardaten.
Der Grossteil des Niederschlags fiel innert weniger Stunden.
(Quelle: MeteoSchweiz)

Lokale Maxima mit mehr als 50 mm Niederschlag (Radarschätzung) innert weniger Stunden gab es:
  • südlich von Bern
  • im Grossraum Solothurn
  • vom Entlebuch bis zum Kanton Schwyz
  • im Appenzell
  • im Südtessin

Die vom Radar gemessenen Niederschlagssummen werden auch durch einige Messstationen am Boden bestätigt. Hier wurden bis zu 80 mm Regen gemessen. Am eindrücklichsten ist der Verlauf an der Station Guggisberg/Riffenmatt im Kanton Bern (Station vom AWA Bern). Innert 3h sind fast 80 mm Regen gefallen, innert 40 Minuten waren es etwa 43 mm. Im oberen Bild mit der Radarsumme ist der ungefähre Standort der Station mit einem roten Fadenkreuz markiert:

Niederschlag Summenkurve (grün) und Temperatur-
verlauf (blau) an der Station Guggisberg/Riffenmatt
Quelle: AWA Bern

Eine spezielle Entstehungsgeschichte hatte die Zelle bei Solothurn (genaugenommen waren es zwei Zellen kurz hintereinander). Diese haben sich durch eine markante Konvergenz gebildet.

Der „Joran“ (NW-Wind) vom Jura her ist auf die ausfliessende Kaltluft (Südwind) der Berner Gewitter getroffen. Das Resultat war die markanteste Gewitterzelle des Tages, welche immerhin auf etwa 8 bis 10 km hinaufreichte. Dementsprechend produzierte diese Gewitter auch Hagel, dieser spielte in den übrigen Regionen nur eine untergeordnete Rolle.

Abschätzung der Hagelwahrscheinlichkeit anhand von
Radardaten (grün: Hagel möglich; rot: Hagel wahrscheinlich)

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