Kommentare, Analysen und kurze Beschreibungen zu interessanten Wetterlagen oder Wetterphänomenen in der Schweiz

Sonntag, 18. September 2011

Kaltlufteinbruch

Schon lange war er angekündigt, nun hat er stattgefunden: Der erste markante Kaltlufteinbruch vom meteorologischen Herbst 2011. Der Luftmassenwechsel war sehr markant, seit gestern hat es um 10 bis 12 Grad abgekühlt. Auf dem Pilatus (2106m) und dem Säntis (2500m) gab’s erstmals seit dem 27. August (das war das Ende der August-Hitzewelle) wieder negative Temperaturen: 

30-tägiger Temperaturverlauf (Stundenmittel)
der Bergstationen Pilatus und Säntis
Von der Luftmasse her war ein absinken der Schneefallgrenze auf etwa 1500 bis 1700 zu erwarten. Dies ist auch eingetroffen. Aufgrund der sich entwickelnden Gegenstromlage hätte diese Wetterlage in einigen Alpentälern aber durchaus das Potential für Schneefälle unter die 1000-Meter-Marke (Stichwort Niederschlagsabkühlung). Bis am späten Nachmittag ist dieses recht schwierig einschätzbare Phänomen auf der Alpennordseite nur vereinzelt aufgetreten. Ein paar mögliche Gründe dafür:
  • die Niederschlagsintensitäten waren insgesamt tiefer als erwartet
  • in den Alpentälern hat die einfliessende Kaltluft bis weit in den Nachmittag hinein für Wind gesorgt, dementsprechend wurde die Talatmosphäre durchmischt und konnte nicht weiter abkühlen
  • tagsüber arbeitet die diffuse Strahlung gegen die Abkühlung

Trotzdem konnte die Niederschlagsabkühlung lokal beobachtet werden. So zum Beispiel in Elm, wie der Verlauf der berechneten Schneefallgrenze zeigt:

Zeitliche Entwicklung der Schneefallgrenze an den
Stationen Elm, Davos, Napf und Chasseral
 Auch auf den Webcams konnte man sehen, dass im hinteren Sernftal die Schneegrenze etwa 300 tiefer gesunken ist als in den umliegenden Tälern:

Webcamvergleich vom Sonntagnachmittag (Quellen:
http://www.sportbahnenelm.ch/, http://www.flumserberg.ch/)
Ab etwa 17 Uhr hat der Wind in den Tälern dann langsam nachgelassen, gleichzeitig haben sich die Aufgleitniederschläge vor allem in der Osthälfte vom Kanton Graubünden verstärkt. Somit haben sich die Voraussetzungen für ein weiteres Absinken der Schneefallgrenze markant verbessert. Anhand der genialen Webcamsammlung von Kai Kobler kann dieses interessante Phänomen bis zum Eindunkeln nahezu live verfolgt werden…

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